Graubündner Haute Route

Graubündner Haute Route
Diesmal als Bergwanderung, 14.09.-20.09.2014
 

Schon einige Male haben wir versucht die Graubündner Haute Route mit Ski zu begehen. Immer machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.  
Jetzt hatten wir die Schnauze voll und wir planten die Tour im Sommer zu gehen, da wir so weniger wetterabhängig wären.

Am Sonntagmittag, 14.09. machten wir, das waren Hans Keppler, Helga und ich, uns vom Flüela-Pass an den Aufstieg zu Grialetsch Hütte. Wir hatten geplant umgekehrt zur Skidurchquerung vom Flüela-Pass zum Julier-Pass zugehen. Am Nachmittag kamen wir auf der Hütte an. Sie war zu der Jahreszeit schwach besucht. Außer uns waren noch eine Gruppe Holländer, ein weiteres deutsches und ein Schweizer Paar zu Besuch. Sie wollten alle den Kesch Treck gehen. Für den nächsten Tag war gutes Wetter vorhergesagt.
Am nächsten Morgen verließen wir die rustikale Hütte schon ziemlich früh. Wir wollten nicht den üblichen Weg mit Abstieg nach Dürrboden und Aufstieg zum Scaletta - Pass machen, sondern hatten uns eine Skivariante ausgesucht. Von der Grialetsch - Hütte stiegen wir auf griffigen Schnee den kleinen Gletscher zum Piz Grialetsch an. Durch die Fuorcla Vallorgia stiegen wir nicht ab, sondern überschritten den vom Piz Grialetsch herabziehenden Grat knapp unterhalb des Gipfelaufbaus, um auf der anderen Seite den Vadret Vallorgia horizontal zu queren. Einige Höhenmeter stiegen wir noch zum Scalettahorn auf. Vom Gipfel ging's über grobes Blockwerk zum Scaletta - Pass und von dort fast eben auf dem Panoramatrail oberhalb des Val Funtauna zur Kesch Hütte. Kurz vor der Hütte erwischte uns noch ein Regenschauer. Am Abend erkundigte sich der freundliche Hüttenwirt nach unserem morgigen Ziel: die Es - Cha Hütte über Porta Es - Cha, und der Ausrüstung. Pickel und Steigeisen hatten wir ja dabei, doch ein Seil verneinten wir. Er bot uns an, eines auszuleihen und es dann auf der Es - Cha Hütte zu hinterlegen.


Hüttenaufbruch am nächsten Morgen. Die Meisten stiegen Richtung Bergün ab. Wir waren die einzigen, die über das Vadret Porchabella wollten. Brav holte wir das angebotene Seilstück ab, um den Hüttenwirt nicht zu vergrätzen. Am Gletscherrand legten wir die Steigeisen an und seilten uns wunschgemäß, mangels Gurte im RETRO- Alpinstil um die Brust an. Mit den Steigeisen ließ es sich auf dem fast aperen Gletscherchen komfortabel steigen. Das Seil war meiner Meinung nach unnötig, da die größten offenen Spalten auf der Spur knapp zwei Handbreit waren, und sich auch problemlos umgehen ließen. Auf einen Gipfelanstieg zum Piz Kesch verzichteten wir wegen einer Neuschneeauflage eines nächtlichen Gewitters und der beachtlichen Steinschlaggefahr durch massenhaft locker aufliegenden Schotter. An befestigten Ketten stiegen wir südseitig die Porta Es - Cha hinunter. Weiter ging der Abstieg über grobe Schotterfelder zur Es - Cha Hütte. In der kleinen ursprünglichen Hütte wird man von den beiden jungen Wirtsleuten sehr freundlich empfangen. Die Hütte verströmt mit ihrer einzigartigen Stuckdecke einen besonderen Charme.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von unseren Mitwanderbekanntschaften. Für sie ist der Kesch - Treck mit dem Abstieg ins Tal beendet. Auf uns wartet, wie sich später heraus stellt die längste Etappe nach Bergün. Langsam führt der Steig zur Fuorcla Pischa und danach steil 600Hm über Toteisgletscher ins Val Plazbi hinab. Auf der anderen Seite des Baches steigt der Pfad die selbe Anzahl an Höhenmeter über Murtel da Lai zur Tschimas da Tisch. Über den schmalen Kamm leitet der Weg zum Piz Darlux. Von da ab sollte es nur mehr bergab gehen. Von Darlux wollten wir mit der Seilbahn ins Tal fahren. Doch leider waren wir einige Minuten zu spät. Die Sesselbahn war nicht mehr in Betrieb. Wie wir später herausfanden, fährt sie nur nach Voranmeldung und für Gruppen. Wir waren enttäuscht, bedeutete das doch noch 900 Hm zusätzlich absteigen. Mit müden Gelenken erreichten unser Hotel in Bergün.  


Anderen Tags ließen wir es gemütlicher angehen. Wir genehmigten uns eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn auf der Albula Strecke bis zur Station Spinas.  
Von dort führte der Weg gemütlich ansteigend durch das Val Bever zur Jenatschhütte . Auch hier erwischte uns noch ein Regenschauer. Auf der Hütte wurden wir als vielmalige Besucher von dem sehr freundlichen Hüttenwartspaar Claudia und Friedli herzlichst begrüßt. Da wir Drei die einzigen Gäste waren, gab es einen sehr gemütlichen Hüttenabend. Gemeinsam aß die gesamte Hüttenbesatzung zu Abend. Es folgten lange informative Gespräche über unterschiedliche Art der Hüttenführung in der Schweiz und Deutschland.
Da das Wetter am nächsten Morgen keine größeren Ziele zuließ, es gab eine tiefhängende Wolkendecke, Nieselregen und kräftigen Wind, gingen wir über die Fuorcla d'Agnel und stiegen zum Julierpass nach La Veduta ab. Hier gönnten wir uns zum Ausklang noch eine Übernachtung und ein gutes Essen.
Von hier aus führen wir mit dem Postbus, der Rhätischen Bahn über Tiefenkastel und Davos wieder zum Flüela Pass, wo ja unser Auto stand und unser Durchquerung begonnen hatte.


Es war eine sehr schöne Tour auf eine andere Art als man sie normalerweise im Winter macht.   
( wm )

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